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NACHBERICHT: Der neue Regionalplan – für Köln und die Agglomeration

23. September 2022

Foto: Elke Beccard
Foto: Elke Beccard

von links: Manfred Waddey, Regionalrat GRÜNE; Claudia Schwan-Schmitz, Technische Beigeordnete Kreisstadt Bergheim; Stephan Schmickler, K&RN-Kooperation Köln und rechtsrheinische Nachbarn; Brigitte Scholz, Leiterin Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln; Dr. Stefan Götz, Regionalrat CDU; Matthias Rottmann, Architekt BDA, De Zwarte Hond, Köln; Peter Berner, Architekt BDA, ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS, Köln

Es ist ein eher sprödes, allerdings sehr wichtiges Thema, das der BDA auf die Agenda setzte: Der Regierungsbezirk Köln erarbeitet aktuell gemeinschaftlich einen neuen Regionalplan, in dem er Siedlungs-, Infrastruktur- und Freiraumentwicklungen für die nächsten 25 Jahre abstimmt und festlegt. So sperrig und abstrakt es klingt, es betrifft eine brennende Frage: Wie decken wir in der Region gemeinsam unseren Flächenbedarf? Dass es dazu eine Planung gibt, die gerade in die letzte Phase der formellen Abstimmung geht, ist in der Öffentlichkeit zu wenig präsent. Vertreter:innen aus der Politik, der Verwaltungsspitze und der Verwaltung stellten das Planwerk vor.

Abb. ASTOC Architects and Planers, Bezirksregierung Köln
Abb. ASTOC Architects and Planers, Bezirksregierung Köln

Maßstabssprung

„Ich freue mich, dass Sie als Architekt:innen sich mit dem Regionalplan beschäftigen; er stellt doch einen beträchtlichen Maßstabssprung dar zu den Projekten, mit denen Sie arbeiten,“ sagt einleitend Brigitte Scholz, Amtsleiterin für Stadtentwicklung und Statistik in Köln. Ganz konkret besteht er aus einer Karte im Maßstab 1:50.000, in der Siedlungsbereiche, Freiräume und Verkehrsinfrastrukturen festgelegt sind und einem Textteil, aus dem Ziele und Grundsätze hervorgehen. Er bildet die Gelenkstelle zwischen dem Landesentwicklungsplan NRW und der kommunalen Bauleitplanung. Unter Allgemeinem Siedlungsbereich (ASB) summieren sich auch Grünzüge und wohnverträgliches Gewerbe, ferner sind Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzung (GIB) ausgewiesen. Ob und wie diese Flächen entwickelt werden, entscheidet die jeweilige Kommune.

22 % Bedarfsdeckung

Wie wird der Bedarf an Siedlungsbereichen ermittelt? Grundlage dafür ist die IT.NRW Prognose 2018 für die Bevölkerungsentwicklung bis 2040 und die räumliche Verteilung der Siedlungsstrukturtypen in der Region. In der Dichtekategorie „Metropol“ zählt man 60 Wohneinheiten pro Hektar, die mit 2,5 Personen angesetzt werden. So ergibt sich ein Gesamtbedarf an Wohneinheiten pro Hektar, und für Köln errechnet sich ein Bedarf von 2.920 Hektar für den Allgemeinem Siedlungsbereich, ASB.

Fünf Leitgedanken gab es bei der Flächensuche: Stadtteile mit Versorgungsdefiziten sollen gestärkt werden, starke Zentren weiterentwickelt und Siedlungen vorrangig an Schienenhaltepunkten platziert werden. Das Grünsystem und Freiräume sind zu sichern, die regionale Zusammenarbeit zu stärken. 817 Hektar wurden gefunden, der Rat hat bei der Beschlussfassung im Juni 178 Hektar herausgenommen. Somit bleiben 639 Hektar, was 22 % des ausgewiesenen Bedarfs deckt.

„Zufriedenheit im Weniger“

Matthias Rottmann vom Architekturbüro „De Zwarte Hond“ und Peter Berner von „ASTOC Architects and Planners“ moderieren den Abend und versuchen auszuloten, welche Rolle der Regionalplan dabei spielen kann, das Paradigma Wachstum abzulösen und auf Umbau, intelligente Flächennutzungen und Ressourcenschonung zu setzen. Als Antwort darauf warnen die Podiumsteilnehmer:innen davor, den Plan zu überfrachten: Die Qualifizierung der ausgewiesenen Bereiche müsse in der Verantwortung der Kommunen bleiben. Auch würden manche Festlegungen durch Gesetze verhindert – etwa die Ausweisung von Flächen für erneuerbare Energien – oder sie seien Gegenstand der Fachplanung, wie die Verkehrswege.

Dennoch sehen sie den Plan als ein geeignetes Instrument zukunftsorientierter Planung. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Verknappung, wie Manfred Waddey, Regionalrat GRÜNE, erläutert: „Wenn wir zu viele Flächen ausweisen, verhindern wir, dass diese intelligent genutzt werden.“

Dass der neue Regionalplan auf einer intensiven Befragung der Kommunen basiert und nicht wie früher dieser einfach übergestülpt wird, führt zu einem ganz anderen Umgang miteinander, wie Dr. Stefan Götz, Regionalrat CDU, schildert. Auch Stephan Schmickler, K&RN Kooperation Köln und rechtsrheinische Nachbarn, betont: „Das Wissen übereinander und das Vertrauen zueinander ist in der interkommunalen Zusammenarbeit gewachsen.“ Eine gute Basis für Kooperation ist geschaffen, auch um Ängsten der Nachbarkommunen zu begegnen, nicht zu Schlafstädten der Metropole Köln zu degradieren.


Der Dampfer unter den Planwerken

Dass der Regionalplan besser dargestellt und wendiger gemacht werden muss, darin sind sich die Vertreter:innen von Politik und Verwaltung einig: „Zusammenhänge und Folgen der Planung müssen wir deutlicher zeigen,“ sagt Schmickler, und auch Claudia Schwan-Schmitz, Technische Beigeordnete in Bergheim, meint: „Wir brauchen Best Practice Beispiele. Wir müssen die Räte und die Menschen in den Kommunen mitnehmen.“ Das traut man ihr unbedingt zu, und sie hat noch weitere Vorschläge: den „Beamtenplan“ auch gestalterisch ins „Heute“ zu holen, den Unterschiedlichkeiten der Regionen mehr Rechnung zu tragen und vor allem, mehr Flexibilität durch einfachere Änderungsverfahren und häufigere Sitzungen des Regionalrates zu erreichen.

„Wir haben schon so viel auf den Weg gebracht“, sagt Brigitte Scholz. Viel Arbeit steckt in dem Dampfer. Nun braucht er noch den Beschluss der Regionalrates, damit er vom Stapel laufen kann. Und so wird es Gelegenheit geben für den BDA Köln, zu einer Fortsetzung einzuladen. Um zu sehen, ob er in die richtige Richtung fährt.

Autorin: Ira Scheibe

LINK ZUM NACHHÖREN:
https://www.youtube.com/watch?v=kfwPrdabu3c