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Zum Tod von Gottfried Böhm

10. Juni 2021

Wir trauern um Gottfried Böhm, den großen, den unzeitgemäßen Architekten. Er ist gestern, am 9. Juni 2021 im Alter von 101 Jahren gestorben. Der Kölner BDA verliert mit ihm ein sehr profiliertes und sicher auch prominentes Mitglied.

Geboren am 23. Januar 1920 als Sohn von Dominikus und Maria Böhm in Offenbach hat Gottfried Böhm ab 1942 neben Architektur auch Bildhauerei in München studiert. Über Köln, Dettingen, dann wieder Köln in den 50er-Jahren ist er nach einem Aufenthalt in der USA (1951/52) erneut in Köln gelandet, wo er nach dem Tod seines Vaters Dominikus 1955 das Büro weiterführte.

Gottfried Böhm ist ein weltweit für sein Werk geachteter Architekt, von dem eine Vielzahl von Gebäuden, darunter einige seiner bedeutendsten im Raum Köln und der Region stehen. Mit dem Pritzker-Preis (dem Nobelpreis für Architektur) wurde er 1986 ausgezeichnet, als erster von bisher zwei deutschen Architekten.

Sein Werk ist originär, allenfalls seine Haltung hat (in Maßen) Schule gemacht. „Sein hochbewegendes Werk kombiniert vieles von dem, was wir ererbt haben mit dem was wir erworben haben – eine unheimliche und berauschende Verbindung, der der Pritzker Architekturpreis mit Freude die Ehre erweist” – so die Jury.

Böhm hatte die Kraft und den Mut, in die starre deutsche Gesellschaft der 60er-Jahre, in seinen frühen Bauten bewegte und bewegende Bauwerke zu setzen. Er war spezifisch, ihn hat immer die Frage nach einer persönlichen Antwort auf die gestellte Aufgabe bewegt. Dies sowohl in den allseits bekannten Sakralbauten, wie auch in öffentlichen Gebäuden, und nicht zuletzt in den Wohngebäuden und Siedlungen, die leider ein wenig aus dem Blick geraten sind. „Ein Gebäude ist für den Menschen Raum und Rahmen seiner Würde und dessen Äußeres sollte seinen Inhalt und seine Funktion reflektieren“ so Gottfried Böhm in seiner Pritzker-Preis-Rede. Viele dieser Bauten tragen heute zum Reichtum unseres unmittelbaren Lebensumfelds bei.

D. Heiermann
D. Heiermann
Wallfahrtskirche Maria, Königin des Friedens Mariendom zu Neviges

Diese sperrige, nach einer angemessenen und individuellen Antwort suchende Haltung bleibt in unserem Gedächtnis. Sie ist sowohl Ansporn wie Herausforderung, gerade in diesen Zeiten, in der wohlfeile Glätte Konjunktur hat.

Wir verlieren mit Gottfried Böhm einen großartigen, Maßstab setzenden Architekten und einen ausserordentlich bedeutenden Bürger der Stadt Köln.

Reinhard Angelis
Vorsitzender Vorstand BDA